Firmengruppe Schwan-STABILO feiert 170-jähriges Jubiläum

Eine Geschichte des Wandels

Die Geschichte des Unternehmens ist geprägt vom Wandel und der Fähigkeit der verschiedenen Generationen, auch tiefgreifende Veränderungen mutig anzunehmen und geschickt zu gestalten.

Als der 25-jährige Gustav Adam Schwanhäußer im Jahr 1865 eine zehn Jahre zuvor gegründete Bleistiftfabrik übernahm, konnte niemand ahnen, dass daraus ein weltweit erfolgreiches Unternehmen wachsen sollte. Die Firmengruppe Schwan-STABILO wird heute in sechster Generation geführt – und erzielt weltweit mit rund 5.300 Mitarbeitenden etwa 800 Millionen Euro Jahresumsatz. (Stand: 30.06.2024). Schwan-STABILO ist damit eines der führenden Familienunternehmen Deutschlands, die zusammengenommen rund 60 Prozent der privatwirtschaftlichen Arbeitsplätze sichern.

„Wir sind und bleiben ein Familienunternehmen“, betont Sebastian Schwanhäußer, CEO und geschäftsführender Gesellschafter von Schwan-STABILO. „Ganz gleich, vor welchen Herausforderungen wir stehen – wir denken in Generationen, nicht in Jahren.“ Familienunternehmen zeichnen sich für ihn durch Flexibilität, schnelle Entscheidungen und Eigenverantwortung aus. „Wenn wir es richtig machen, sind wir näher dran und mutiger – mit unserer Strategie und der Form, wie wir Mitarbeiter führen und Produkte und Lösungen entwickeln. Wir springen nicht auf jeden Trend auf, Neues muss langfristig Sinn ergeben.“

Zur Pressemitteilung

Sebastian Schwanhäußer
Sebastian Schwanhäußer, CEO und geschäftsführender Gesellschafter von Schwan-STABILO

Schwan-STABILO: 170 Jahre Erfolg durch Generationen
Mit Weitblick und Mut: Wie ein Familienunternehmen durch strategische Vielfalt und langfristiges Denken zu einem globalen Player wurde.

April 2025: Die Erfolgsgeschichte zum Nachhören im Interview mit Sebastian Schwanhäußer in einem Beitrag von Klassik Radio.

Hier direkt abspielen:

Klassik Radio Spezial – Teil I

Klassik Radio Spezial – Teil II

170 Jahre Schwan-STABILO – von den großen Erfindungen bis zur großen Zerstörung


Wir starten mit den ersten beiden Kapiteln und schreiben im Laufe des Jahres die Geschichte weiter fort ...

1. Kapitel:
Wir blicken zurück auf die Jahre 1855 bis 1908...

1855 erhielten Georg Conrad Großberger und Hermann Christian Kurz die Erlaubnis vom bayerischen König Maximilian II., Bleistifte herzustellen. Ihr Geschäft wuchs schnell, aber sie konnten die vielen Aufträge nicht mehr bewältigen. Schulden häuften sich an, und sie baten um einen großen Kredit, den sie nicht bekamen. Schließlich mussten sie die Fabrik zum Verkauf anbieten. 1865 kaufte Gustav Adam Schwanhäußer die Bleistiftfabrik Großberger & Kurz für 32.000 Gulden. Zwei Jahre zuvor war die Fabrik noch auf 70.000 Gulden geschätzt worden, also ein gutes Geschäft! Gustav modernisierte die Maschinen, führte neue Verfahren ein und erweiterte das Sortiment.

Der Schwan als Marke

Gustav Adam Schwanhäußer wählte 1875 den Schwan als Erkennungszeichen für seine Firma, das bis heute als älteste angemeldete Bildmarke beim Deutschen Patent- und Markenamt gilt.

Erfindung des farbigen Kopierstifts

1875 meldete Gustav Adam Schwanhäußer ein Patent für farbige Kopierstifte an, die in Schwarz, Rot und Blau erhältlich waren, was die damals noch lila Konkurrenz in den Schatten stellte. Plötzlich war Büroarbeit nicht nur funktional, sondern auch bunt!

Die zweite Generation übernahm das Ruder

1893 trat Gustav Adam's ältester Sohn Eduard in die Firma ein, der mit einer Promotion in der Tasche und einer Leidenschaft für Qualität das Erbe fortführte. Der jüngere Sohn, August, ein Chemiker mit einem Blick für Details, sorgte für den technologischen Fortschritt und setzte neue Standards fest. Gemeinsam brachten die Brüder neuen Schwung in die Firma, was sich in einem steigenden Umsatz widerspiegelte.

Ein spektakulärer Pavillon

Auf der Industrieausstellung in Nürnberg 1906 präsentierte die Schwan-Bleistift-Fabrik einen gigantischen 30 Meter hohen Stift, umgeben von 12 Meter hohen Nr. 270 Bleistiften. Diesen Pavillon entwarf Ludwig Ullmann, der Bauamtsassessor von 1898 bis 1901 in Nürnberg war. Die Gesamtausgaben für das Bauwerk lagen bei 12.821 Mark und waren höher als die Neuanschaffung der Dieselmaschine aus dem Jahr zuvor.



2. Kapitel:
Die Reise geht weiter! 1908 - 1945 waren geprägt von den großen Erfindungen bis zur großen Zerstörung.

Der Einstieg in die Kosmetik

Als zu Beginn des 20. Jahrhunderts immer mehr Frauen in Europa die Freude am Schminken entdeckten, bewiesen auch August Schwanhäußer und sein Sohn Erich, der mittlerweile ebenfalls im Unternehmen arbeitete, echten Innovationsgeist: Sie erkannten das Potenzial eines bereits existierenden Produkts - des sogenannten Dermatographen, der ursprünglich als Markierstift in der Medizin eingesetzt wurde. 1927 brachten sie ihn als ersten Augenbrauenstift auf den Markt - ein internationaler Erfolg, der auch Kunden wie den US-Kosmetikunternehmer Max Factor begeisterte. Ergänzend bot die Firma Lipliner, Kajal und Nagelweißstifte an.

Die dritte Generation

Zwischen 1924 und 1926 traten Eduard Schwanhäußers Söhne in das Unternehmen ein: Gustav, Herbert und Waldemar. 1926 kam mit Erich Schwanhäußer, Sohn von August, ein weiteres Familienmitglied hinzu.

1948: Frauen bei der Arbeit in der kosmetischen Abteilung

Frauen als Rückgrat der Wirtschaft

Die Brüder Eduard und August Schwanhäußer planten eine Betriebserweiterung auf einem Grundstück außerhalb der Stadt, doch der Beginn des Ersten Weltkriegs stoppte das Vorhaben. Der Export kam zum Erliegen, Rohstoffe wurden knapp, viele Arbeiter wurden eingezogen - auch Eduard und August. Weibliches Personal hielt den Betrieb aufrecht und auch die Nürnberger Straßenbahnen lenkten Frauen. Die Initiative dazu stammte von Eduard Schwanhäußer.

Der Dünnkernfarbstift

1925 brachte der Schwan den ersten Dünnkernfarbstift auf den Markt, den Schwan Gold STABILO, der durch seine stabile Mine und gleichmäßige Abnutzung beeindruckte. Er war ein echter Alleskönner und eignete sich laut Werbung für zahlreiche Materialien - von Seide über Leder bis zu Holz. Und das Beste? Frauen malten sich damit sogar die Beine bunt!

Der Dünnkernfarbstift auf den unterschiedlichsten Materialien

Der Farbstift, der nie bricht

Die ikonische Grafik, eine gespreizte weiße Hand auf dunklem Grund mit dem Schwan-Logo, wurde zum markanten Symbol der Marke. Der Slogan „Der Farbstift, der nie bricht Schwan Gold STABILO" prägte das unverwechselbare Markenzeichen.

STABILO, OTHELLO und SWANO

Das Sortiment wurde gestrafft und 1932 erfolgte die Dreigliederung in die Marken STABILO, OTHELLO und SWANO. Unter STABILO wurden hochwertige Stifte zusammengefasst, ging es um die breite Masse empfahl man OTHELLO und SWANO wurde eine Marke für Kinder. STABILO als Wortmarke wurde zuerst 1926 beim Deutschen Patent- und Markenamt angemeldet. Danach wurde es für ein breiteres Sortiment 1939 erneut beim Patentamt eingetragen.

Mitarbeiter*innen beim Aufräumen der Trümmer

Zerstörung und Wiederaufbau

Ende 1939 wurden Mitarbeiter in den Krieg eingezogen und Rohstoffe wurden knapp. Durch die Angriffe der Alliierten 1945 wurde die Fabrik im Maxfeld schwer beschädigt.
Im Sommer 1945 waren die Mitarbeiter*innen schon bereit: "Wir haben schon Schaufeln mitgebracht. Können wir gleich anfangen?" Gesagt, getan - mehr als 30 Bleistiftarbeiter schufen die Grundlage für den Wiederaufbau.



3. Kapitel:
Der Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg! 1945-1969 standen im Zeichen des Wiederaufbaus.

Weißenburg – als aus der Not eine Tugend wurde

1941 verlagerte das Unternehmen aus Brandschutzgründen Teile des Holzdepots nach Weißenburg in eine alte Gießerei – daraus entstand die Schwanhäußer GmbH. Später kamen stylische Lundia-Regale ins Sortiment! 1984 war jedoch Schluss damit: Fokus voll auf Kosmetik & Stifte.

"Die Lilo und die Lola verwenden nur Lirola"

Seit dem Sommer 1945 wurde mit dem Wiederaufbau der Fabrikgebäude begonnen, doch die amerikanische Besatzung verbot die Herstellung von Schreibgeräten. Erich Schwanhäußer bewies erneut Innovationsgeist: Statt Schreibwaren gab's kurzerhand Seife, Rasierseife Flora, Hautcreme Fortuna - und als Clou: Lirola, Lippenstift am Streichholz! Der "Einmal"-Lippenstift verkaufte sich gut. Legendär ist seitdem der Werbeslogan: "Die Lilo und die Lola verwenden nur Lirola"

Lippenstiftmasse am Streichholz
5000 Tonnen Schutt wurden durch Mitarbeiter beseitigt

Zwischen Stiften und Kohlen

Die Produktion bei den Wettbewerbern Faber und Staedtler lief auf vollen Touren weiter, da sie keine Kriegsschäden erlitten hatten. Allerdings gingen bei einem dieser Wettbewerber dann die Kohlen aus. Dazu folgende Erinnerung von Erich Schwanhäußer: "Eines Tages kam der Einkäufer der Firma zu mir in die Fabrik. Er sagte [...], dass die Kohlen bei uns beschlagnahmt worden sind, sie würden sie brauchen [...]. Da sagte ich: Da täuschen Sie sich, wir werden aufbauen, und brauchen auf jeden Fall Kohlen. Wie wollen Sie mir diese bezahlen?" Die Antwort: "Zum festgesetzten Preis in Reichsmark". Ich sagte "Mit dem Preis kann ich in heutiger Zeit auch nichts anfangen, ich mache Ihnen einen anderen Vorschlag, machen Sie Stifte für uns und Sie kriegen im gleichen Wert Kohlen." Das lehnte er ab und kam nicht wieder, als ich ihm dann zeigte wo die Tür' ist."

Der Weg nach Asien

Günter Schwanhäußer, ältester Sohn von Dr. Gustav Schwanhäußer, tritt 1950 ins Unternehmen ein. Er reist als Vertreter um die ganze Welt und wirbt neue Kunden an. Im Zeitraum 1953 bis 1955 führt ihn sein Weg nach Asien. Die Medien berichten über einen „zwei-Meter-Europäer in indischer Umgebung: Günter Schwanhäußer in Bombays Straßen“. Im Laufe seiner beruflichen Laufbahn setzte er wichtige Impulse für die Firma.

1954 lautet Günter Schwanhäußer 's Empfehlung an seine Familie: ,, Als Fernziel stelle ich mir vor, dass Schwan-Stifte an mehreren Plätzen in der Welt, z.B. Nürnberg, USA, Indien, Indonesien hergestellt werden."

100-jähriges Jubiläum

Die 100-Jahre-Feier von Schwan-STABILO in der Messehalle Nürnberg hatte einiges zu bieten: Dr. Gustav Schwanhäußer hielt eine Ansprache, und auf der Bühne prangte ein 12 Meter großes Schwan-Logo. Darunter wurde eine Weltkarte aufgebaut, auf der 120 kleine Lampen die Schwan-Vertretungen auf der ganzen Welt anzeigten. Im Verlauf der Feier wurde ein Theaterstück aufgeführt, ein Ballett tanzte und zwei Orchester spielten. In der Presse gab es zahlreiche Meldungen zum Schwan-Jubiläum.

1967: Joint Venture mit Zukunft

Schwan-STABILO war die erste deutsche Firma, die ein Joint Venture mit Malaysia gründete. Was in Johor Bahru in einer kleinen Fabrik mit angeschlossenem Laden und einer Belegschaft von 20 Personen begann, entwickelte sich zu einem bis heute wichtigen Standort für STABILO auf dem asiatischen Markt.

Die vierte Generation 1969

Nach dem Ausscheiden der dritten Generation übernahm Günter Schwanhäußer 1969 gemeinsam mit seinem Vetter Horst Schwanhäußer die Geschäftsführung. Sie prägten mit Weitblick sowie Engagement das Unternehmen ab den 70er Jahren bis Mitte bzw. Ende der 90er.

Horst Schwanhäußer absolvierte ein Studium der Betriebswirtschaftslehre, das er durch Auslandsaufenthalte in Spanien und Frankreich ergänzte. Nach verschiedenen beruflichen Stationen, unter anderem bei IBM, trat er 1968 in das Familienunternehmen ein. Dort prägte er maßgeblich den Auf- und Ausbau des Kosmetikbereichs zu seiner heutigen Bedeutung als Global Player.

Günter Schwanhäußer (Vater des heutigen CEO Sebastian Schwanhäußer) absolvierte ein Diplom an der Landwirtschaftsschule und trat im Alter von 22 Jahren in das Familienunternehmen ein. Zunächst baute er die Verkaufsabteilung im Holzwerk Weißenburg auf, bevor er in den Außendienst des STABILO- Vertriebs wechselte. Sein größter Coup war der Leuchtmarkierer STABILO BOSS.

Neue Produkte

1956 brachte STABILO mit dem Carb-Othello eine echte Innovation heraus: ein farbiger Kohlestift, der sich durch weiche, gleichmäßige Striche, gute Verwischbarkeit und satte Farben auszeichnete - erhältlich in 48 lichtechten Tönen, holzgefasst oder als Vierkantkreide. Die Produktbeschreibung versprach nicht zu viel: ,,Weicher als jeder andere Farbstift, bruchfest wie ein Graphitstift, farbstark wie Tempera." Ebenfalls neu war der All STABILO, ein vielseitiger Stift, der auf Papier, Kunststoff, Metall, Lack, Folien, Fotos und sogar unter Wasser schrieb. 1966 kam unser Klassiker der STABILO Pen 68 in den Verkauf, die Farben waren mit dem Pinsel vermalbar. Er ist bis heute einer unserer Bestseller. Ursprünglich wurden die Stifte in Metalletuis mit 5 oder 10 Farben verkauft. Mittlerweile ist die Farbpalette auf 65 Farben erweitert worden.


Bleiben Sie dran, weitere Kapitel folgen ...